Die neue Generaldirektion des ORF
Newsletter Nr. 51 – Über den Ablauf des Ausschreibungsverfahrens und darüber wie ein moderner ORF medienpolitisch angelegt sein sollte.
Der Ausschreibungs-, Bewerbungs- und Wahlprozess für die Generaldirektion des größten Medienhauses des Landes ist ein unwürdiges politisches Schauspiel. Es folgt weder formal noch inhaltlich den Standards, die man für die Besetzung dieser Position erwarten darf. Das schadet dem ORF und dem Medienstandort Österreich.
Der ORF modernisiert zu langsam, seine gesetzlichen Rahmenbedingungen sind aus der Zeit gefallen und eine neue Generaldirektorin oder Generaldirektor wird angesichts der politischen Umklammerung daran nichts ändern (können). Und es gäbe wirklich viel zu tun:
Die neue Generaldirektion ist gefordert, den ORF von einer heute überdimensionierten Infrastruktur zu einem Public-Value-Medienhaus umzubauen, in dessen Zentrum die Errichtung einer Digitalplattform (inkl. aller sinnvollen und notwendigen Frontends) zur eigenen Verbreitung seiner Inhalte bei gleichzeitiger Abschichtung von Zukäufen steht.
Das Ergebnis wäre nicht weniger, sondern über eine Fokussierung auf Public Value im engeren Sinn mehr Inhalt über einen Ausbau der Informationsabteilung, von Diskurs- und Wissensformaten sowie die Einrichtung einer echten, gut ausgestatteten Investigativ-Abteilung zur besseren Wahrnehmung der demokratischen Kontrollfunktion.
Das ORF-Gesetz kann auch von einer neuen Generaldirektion nicht geändert werden, aber deren aktiver Einsatz für betriebswirtschaftlichen Spielraum, die Aufhebung technologischer Einschränkungen, eine Neuordnung und Entpolitisierung der Gremien sowie ein faires neues Finanzierungsmodell (individuelle Medienabgabe) sollten auf der ToDo-Liste stehen.
Das alles wird nicht passieren. Praktisch nichts davon kündigt sich im Bewerbungsprozess über bereits bekannte Kandidat:innen für die anstehende Wahl am 10. August an. Dass sich überhaupt jemand von außerhalb des politisierten ORF-Sphäre bewirbt, ist weder gewünscht, noch wird es gefördert.
Und dass all das niemanden so richtig stört, kann man kaum jemand übel nehmen. Medienpolitik ist nicht unbedingt von breiter Fachkenntnis prinzipieller Diskurse zu Medien und Demokratie geprägt, weder in den Medienbetrieben, noch weniger in der Politik selbst.
Ich habe zu diesem Thema einen Text geschrieben, der etwas länger ausgefallen ist.
Die neue Generaldirektion des ORF
Nehmen Sie sich Zeit!
Im ersten Teil widmet er sich dem politischen Auswahlprozess mit einigen persönlichen Insights zu Bewerbungen beim ORF. Im zweiten Teil reiße ich kurz an, was aus meiner Sicht notwendig wäre, um den ORF – auch medienpolitisch – zu führen.
Sie können die beiden Teile auch unabhängig voneinander lesen.
Teil 1 – Über den Bewerbungsprozess
Teil 2 – Moderne Medienpolitik für einen modernen ORF
Der Standard schreibt: “Niko Alm überlegt ORF-Bewerbung – ein Konzept hat er schon”
Es erinnert an Sowjetische Zeiten. Keine Antwort zu bekommen, falsche Antworten, ignorieren und "gegen die Mauer " anrennen lassen. Dies ist wahrscheinlich oder besser gesagt "höchstwahrscheinlich " , die Absicht von einen Teil der Politik. Es macht einen traurig und zornig!
Ich hoffe, Du "push"-t diese Information auch an alle, die ggf. irgendwie an dem zukünftigen ORF mitarbeiten werden. Die guten Ideen zu haben, ist wie sie am Biertisch zu erläutern.
Obwohl es nur wenige verstehen werden: auch an die Abgeordneten des Nationalsrats, an den Verfassunsgerichtshof, an den Bundespräsidenten, an das Salzamt etc. etc.
Nur breite Streuung von g'scheiten Ideen hilft.
In der Blase nicken ohnedies alle mit den Köpfen
(das ist wie ein Balsenleiden).