Die Frage, ob eine Realität – geschweige denn eine gemeinsam geteilte – überhaupt unabhängig von unserem eigenen Bewusstsein existiert, ist Ausdruck einer solipsistischen Philosophie, einer Radikalisierung des skeptischen Denkens. Für alle praktischen Belange des Zusammenlebens empfiehlt es sich, eine Wirklichkeit zu akzeptieren, die von Menschen geteilt wird und erfahrbar ist.
Zwischen dieser Wirklichkeit und ihrer grundsätzlichen Erfahrbarkeit, Wahrnehmung und Verarbeitung stehen einige Filter. Soziale Kommunikation hilft uns, diese Hindernisse zu beseitigen. Beispielsweise helfen uns wissenschaftliche Erklärungen dabei, natürliche Phänomene zu verstehen, ohne dass wir selbst Mikroskope, Gaschromatografen, o. Ä. bedienen müssen. Soziale Kommunikation ermöglicht uns auch, eine geteilte Öffentlichkeit als Gesellschaft herzustellen – prima vista weitgehend unabhängig von ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit. Das ptolemäische Weltbild mit der Erde als Zentrum des Universums war Teil einer geteilten Öffentlichkeit, die mit der Realität auseinanderfällt. Immer wieder haben auch totalitäre Systeme parallele Öffentlichkeiten erzeugt, aber seidank nicht auf Dauer aufrechterhalten können.
In den letzten zwanzig Jahren haben wir den Übergang von einer weitgehend gemeinsam geteilten massenmedialen Öffentlichkeit zu einem gesellschaftlichen Zustand multipler Öffentlichkeiten und individueller Wahrnehmungen der Realität erlebt. Mit der Anwendung von generativer KI erreicht diese Entwicklung eine neue Dimension. Es kann ohne viel Aufwand in einem großen Ausmaß Fabricated Non-Fiction produziert werden. Diese Bedeutungsinhalte fluten unsere Infosphäre und führen zu einem Crowding-out-Effekt; sie verdrängen jene Inhalte, die sich tatsächlich an einer Beschreibung der Wirklichkeit orientieren, aus dem wahrgenommenen Ausschnitt der Realität. Und im schlimmsten Fall fehlen uns dann die Werkzeuge, eine Zuordnung medialer Kommunikation zur Wirklichkeit richtig vorzunehmen.
Im Oktober habe ich zu diesem Thema auf Einladung der libertatem Stiftung den Vortrag: “Das Ende der Medien"(Realität)” beim Journalistenkongress in Hohenems gehalten:
Irgendwann wir aus diesem Impulsreferat hoffentlich ein längerer Text.
Passend dazu auch das nächste Thema:
Digitaler Humanismus
In den letzten Jahren nahm unter dem Bewusstsein und der Kritik an den Auswirkungen neuer Kommunikationstechnologien eine Strömung des Humanismus Gestalt an, die als Digitaler Humanismus auch gesellschaftspolitisch und akademisch ihren Niederschlag findet. Darunter fällt die Diskussion des von mir oben beschriebenen Phänomens als konkretes Beispiel genauso wie jede Form der digitalen Technikfolgenabschätzung.
Für den Materie-Podcast habe ich darüber im November ein Gespräch mit Alexander Schmölz geführt, der eine Professur für Digitalen Humanismus am bfi Wien inne hat.
Siehe dazu auch: Digitaler Humanismus – Die Schnittstelle von Technologie und Menschlichkeit
Diese Infos zeigen leider keine Abolöschungsfunktion an und Alm weigert sich ,trotz Ersuchen zu löschen, weil er nicht mein Dienstleister sei.
Unverschämt !!!!!!!!!!!!!!