Tod und Auferstehung der GIS
Mit der Einführung der Haushaltsabgabe verliert die GIS (Gebühren Info Service GmbH) ihre Daseinsberechtigung. Statt der geräteabhängigen Gebühr wird ab 2024 eine neue Steuer eingehoben, die von allen Haushalten zu entrichten ist – egal, ob in einer kleinen Wohnung eine Person alleine von und mit schmalem Einkommen aber ohne Fernseher haust oder mehrere Personen mit einem Schippel Kinder, stattlichen Bezügen und Flatscreens in jedem Zimmer ihrer Villa lebt. Es ist ein Konzept zur Fortschreibung der Vergangenheit: Wohnungen zu besteuern als Reminiszenz an eine Zeit als die ganze Familie sich noch vor der Kathodenstrahlröhre gewärmt hat. Dass der Medienkonsum im Jahr 2023 längst fast vollständig individualisiert ist, hat sich weder zur Medienministerin ins Bundeskanzleramt durchgesprochen, noch in den Kreis der Lehrenden und Lobbyierenden, die der Politik einflüstern und im ORF noch immer die Rundfunkanstalt sehen, die mit Skiübertragungen, Serien und Schautanzschauen die notwendige Reichweite erzeugen darf, um den Public Value der Infoabteilung an (vermeintlich) Jung und (tatsächlich) Alt zu verstrahlen. Aber es geht hier einmal nicht um den ORF, zu dem ich schon mehr als genug gesagt habe, sondern um seine hundertprozentige Tochter, die für ihn – wie das sonst nur Jehovas Zeug†innen machen – klingeln geht und um versteuertes Geld bittet.
Kirchensteuer zur Rettung der GIS
Mir tut die GIS, ihre Anklopfer und Anruferinnen leid. Das sind Menschen, die jahrelang den zähen Weg von Tür zu Tür und Telefon zu Telefon gegangen sind, um Gebührenpflichtige zur Vernunft zu bewegen und deren gerichtlichen Exekution durch einen zeitgerechten Ablass zu bewahren. Diese Fähigkeiten dürfen nicht ungenützt aussterben! Und dafür habe ich einen Plan: die Einführung einer echten Kirchensteuer.
In Österreich gibt es 16 gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften sowie weitere 11 staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften – in Summe also 27 Staatsreligionen, die allesamt mit fetten Sonderrechten ausgestattet dem steuerzahlenden Volk auf der Tasche liegen. Wir sprechen hier über eine Größenordnung von 4 Milliarden Euro im Jahr, die für Religionsunterricht, theologische Fakultäten, Subventionen und vieles mehr aufgewendet werden. Fast ein Drittel der Bevölkerung ist in Österreich ohne Bekenntnis, gehört keiner dieser bevorzugten Einrichtungen an, muss aber mitfinanzieren. An dieser Stelle wäre es nur fair, wenn die Mitglieder der Staatsreligionen ihre Aufwände in Form von Gebühren – also Kirchensteuern – selbst bezahlen. Der jetzige Kirchenbeitrag wir dafür ja nicht herangezogen.
KIS - Kirchensteuer Info Service GmbH
Um diese 4 Milliarden über die ca. 6 Millionen Gläubigen aufzubringen, müsste jede Person ca. 666.- pro Jahr bezahlen. Ein Schnäppchen, um den konfessionellen Religionsunterricht, theologische Fakultäten und ähnliche feinstoffliche Angebote zu finanzieren.
Die Einbringung könnte die bald arbeitslose GIS bzw. dann KIS übernehmen. Das geschulte und erfahrene Personal würde weiterhin an Türen klopfen können, aber anstatt zu fragen, ob sich denn eine Funkwellen-Empfängnis im Haus befinde, würde nach dem Glauben an die unbefleckte Empfängnis, sprechende Schlangen und Transubstantiation gefragt: „Können wir kurz über Jahwe/Allah/Waheguru/Jehova reden? Und bei der Gelegenheit auch über Marie Empfängnis, also den Betrag, den wir empfangen und Sie an uns ab jetzt zahlen werden? Das wären nämlich 55 Euro pro Monat.”
Im Zweifelsfall muss dann auch Nachschau gehalten werden, ob es tatsächlich keinen Herrgottswinkel gibt.
Podcast: Mensch Merkur
Die Merkur Versicherung unterhält einen Podcast mit dem schönen Titel “mensch, merkur!”, der von Jürgen Pock gehostet wird und der mit prägnanten Entscheidungsfragen gleich zu Beginn durchblitzen lässt, dass er sein jeweiliges Gegenüber auch gern einmal einer kleinen Gewissensprüfung unterzieht.
Auch eine meiner Einstiegsfragen musste ich, trotz dem vorher gefassten vehementen Vorsatz das zu vermeiden, unbeantwortet lassen. Jürgen schafft es auch, die Gespräche nicht endlos werden zu lassen und bringt sein Programm in einer kompakten halben Stunde durch. Ein dichter Podcast mit durch die Bank interessanten Folgen.
Hier ist meine Episode: Niko Alm, warum landen so viele mittelmäßige Menschen in der Politik?
Popchop Festival #2
Ein Tipp noch zum Abschluss. Von 29.9. bis 1.10. findet das POPCHOP Food Festival zum zweiten Mal in Wien statt. Dort wird auch die Nullnummer des neuen Popchop Magazins präsentiert werden, an der ich selbst nicht ganz unbeteiligt war.
Ich bins. Dein Kruzifix. Wenn du mich sehen kannst dann musst du auch zahlen 😃